Warum ich keine Hausbesuche mache

Immer wieder liest man auf Portalen von mobilen Tierheilpraxen so oder so ähnlich „Ich betreibe eine mobile Tierheilpraxis, weil ich Ihr Tier in der vertrauten Umgebung besser beobachten kann“. Das Argument, Tiere in der vertrauten Umgebung besser beobachten zu können, kann ich aus eigener Erfahrung widerlegen!

Als ich vor 21 Jahren anfing, habe ich die ersten drei Jahre mangels einer Räumlichkeit auch nur Hausbesuche gemacht.

Die Nachteile von Hausbesuchen lagen damals schon für mich auf der Hand:

Man ist bei Wind und Wetter unterwegs und hat zum Teil lange Anfahrtswege. Ich bin damals durch das gesamte Saarland, ins angrenzende Frankreich und in die Pfalz gefahren.

Baustellen und Unfälle führen zu Staus. Man verspätet sich und kommt gestresst an, was wenig förderlich für eine gute Behandlung ist. Tiere spüren den Stress, Stress überträgt sich!

Der Zeitaufwand ist immens! Hat man an einem Tag zwei neue Patienten, dauert die Erstanamnese jeweils zwei Stunden und länger. Hinzu kommt An- und Abreise, und so ist man den gesamten Tag für nur zwei Patienten unterwegs. Das erhöht die Wartezeiten anderer Patienten auf einen Termin.

Konzentriertes Arbeiten ist bei Hausbesuchen so gut wie gar nicht möglich. Es ist ein  Unterschied, ob ein Tierarzt ins Haus kommt um eine Spritze zu setzen oder ob man als Tierheilpraktiker zwei Stunden und länger das gesamte Tier erfassen muss. Klingelt permanent im Haus das Telefon, läutet es an der Tür oder es sind spielende Kinder im Raum, liegt die Aufmerksamkeit nicht mehr auf dem Patienten.

Hinzu kommen folgende Störfaktoren:

Was homöopathischen Mitteln schadet

Komme ich in ein Haus, das total vernetzt ist, kann mein gesamter Bestand an homöopathischen Mitteln runiniert werden. Wer kommt dafür auf?

Es stimmt auch nicht, dass sich Hunde und Katzen in ihrer vertrauten Umgebung besser beobachten lassen. Das Gegenteil ist der Fall:

Katzen mögen in den meisten Fällen keinen Besuch, verstecken sich oder machen sich komplett aus dem Staub.
Hunde mit starkem Revierverhalten mögen keine Eindringlinge. Sie regen sich auf und beruhigen sich mitunter während des gesamten Besuchs nicht mehr.

So zeigen sich die Tiere nicht im normalen Tagesablauf in ihrer vertrauten Umgebung, und schon verschiebt sich das Bild.

Ein guter Tierheilpraktiker sollte in der Lage sein, den Tieren in seiner Praxis eine Atmosphäre zu verschaffen, in der sie Vertrauen fassen und sich beruhigen!

Meine Erfahrung ist: Lasse ich Katzen, die gewöhnlich die Transportbox und Autofahren hassen, zunächst einmal in Ruhe, kommen sie irgendwann von selbst aus der Box. Haben sie sich beruhigt, springen sie bei mir über die Regale oder legen sich quer über meinen Schreibtisch.
Das Zauberwort bei aufgeregten Hunden heisst „ignorieren“. Trösten verschärft die Situation, ignorieren beruhigt.

Meine Hausbesuche in den Anfängen habe ich damals noch aus einem weiteren Grund nicht gerne gemacht. Laut Heilpraktikergesetz ist das „Heilen im Umherziehen“ eigentlich verboten.

§3 HeilprG – Das Verbot des Umherziehens für den Heilberuf
Ein Heilpraktiker darf seine Heilkunst nicht innerhalb eines Reisegewerbes ausüben, d. h. er darf nicht von Ort zu Ort ziehen und seine Heilkunst dort jeweils für kurze Zeit anbieten. Grundsätzlich muss ein Heilpraktiker sich niederlassen und eine Praxis führen.

Eine Ausnahme bilden Tierheilpraktiker, die sich auf die Behandlung von Pferden und Großvieh spezialisiert haben.

© Tierheilpraxis Elisabeth Caspers

Warum ich keine Hausbesuche mache

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